29 - Aberglaube vs. Wissenschaft im Alten Orient [ID:54965]
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Liebe Interessierte, liebe alle, die wissen wollen und auch liebe alle, die rein zufällig

anwesend sind, auch Sie sind ganz, ganz herzlich willkommen. Vielen Dank auch an Frau Kneppe,

an die freundliche Vorstellung und auch für die Einladung hier zu sprechen. Man kriegt als

Wissenschaftlerin allerlei Einladungen zu diversen Events, aber auf einem Weihnachtsmarkt habe ich

noch nie vorgetragen und in meinem zahlreichen Bekanntenkreis, wo ich jetzt ein bisschen

umgefragt habe, habe ich auch sonst keinen Menschen gefunden. Also ist das in meinem

akademischen Dunstkreis eine Premiere in vielen Richtungen. Diesmal war es tatsächlich so, wie

Laura Kneppe schon erzählte, dass das Thema vor dem Termin sozusagen rausgegangen ist. Das

Thema stand schon fest, bevor ich überhaupt gefragt wurde und da musste ich jetzt dann ja

auch überlegen, was kann ich Ihnen und euch über Aberglauben erzählen. Mit Freitag, den 13. kenne

ich mich tatsächlich nicht besonders gut aus, kann Ihnen aber erzählen, dass es ganz definitiv ein

christlicher Aberglaube ist. Der Freitag gilt als Unglücksdag in christlichen Regionen und

Gesellschaften, weil eben laut der Tradition Jesus am Freitag gekreuzigt wurde und zudem Judas,

der Jesus ja verraten hat, der 13. anwesend am Tisch war und dann diese Kombination eben vom Freitag und

der Zahl 13 dann zu einer Unglücksdag wurde. Es gibt auch ein paar modernere Auslegungen, wo man

versucht, Freitag, den 13. mit diversen Börsenstürzen in Verbindung zu bringen, vor allem einem in

Nordamerika, Problemanzeige, dieser Börsensturz war eigentlich am Donnerstag. Nur hat man davon in

Europa erst am Freitag mitbekommen und deswegen ist Freitag, der 13. dann auch damit verbunden.

Diese Vielzahl der Erklärungen sozusagen auch schon zum Freitag, der 13. sagt aber schon auch

etwas ganz Grundlegendes zum Aberglauben aus. Es ist nicht immer so ganz klar, wo es herkommt,

es ist auch mehrdeutig und vor allem auch die ganzen Aberglauben oder verschiedenen Vorstellungen

sind nicht kulturübergreifend. In diesem Fall eben haben wir mit einem christlich geprägten Unglauben zu

tun, aber woanders gibt es ganz andere Sachen. Freitag gilt nicht in allen Gegenden als ein schlechter

Tag, schon ist zum Beispiel im Judentum Freitag auch positiv besetzt, weil im jüdischen Denken

die Wochentage schon am Abend anfangen und der Shabbat als der Ruhetag beginnt dann deswegen

schon am Freitag Abend und wenn dann auch noch ein Vollmond ist, ist das eigentlich eine sehr gute Sache.

Aberglaube ist an sich auch ein Begriff, der negativ besetzt ist und deswegen stellt sich auch immer

die Frage, wer nun eigentlich entscheidet, was Aberglaube ist und was nicht. Es sagt hier auch

nicht ständig jemand, ich bin abergläubisch, es sagt auch kaum jemand, ich bin ein Heretiker

oder ich glaube in eine Irrlehre. Aberglaube genauso wie Heresie oder Irrlehre sind in dem

Sinn oft Fremdbezeichnungen für irgendwas, also jemand anders hat entschieden, dass der Glaube oder

die Praktiken von jemandem anders als Aberglaube zu gelten haben. Und dann komme ich eigentlich zu

meinem eigentlichen Schwerpunkt, womit ich mich besonders auch von meiner Forschung auskenne,

zu solchen Umdeutungen in der Antike. Das gab es nämlich schon ganz früh, dass die anderen

entschieden haben, dass die Vorstellungen von anderen Leuten nicht in Ordnung sind. Sie wissen

ja auch von der Geschichte und auch von diversen anderen Lektüren, dass die Gewinner zum Beispiel

oft diejenigen sind, die entscheiden, wie die Geschichte hinterher nach einem Krieg geschrieben

wird und dann die Stimme der verlorenen Partei eher in Vergessenheit gerät oder gar nicht

gehört wird. Sowas haben wir auch schon im Alten Testament ganz besonders zu sehen, was damit

zusammenhängt, dass das Alte Testament in den späteren Phasen vor allen Dingen von zwei Sachen

ganz besonders geprägt wird. Einerseits von dem Glauben, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Der

Glaube daran, dass es einen einzigen Gott gibt, den Monotheismus, der sozusagen ist ein Gedanke,

der das Alte Testament sozusagen durchzieht und deswegen ist ja alles, was mit Polytheismus zu tun

hat, sofort schlecht. Wenn jemand an mehrere Götter glaubt, an mehrere Gottheiten, das wird

dann als schlecht abgestempelt oder in unseren heutigen Begrifflichkeiten jetzt vielleicht auch

als Abergläube. Zudem hat das Judentum bei einem babylonischen Exil, nachdem das Südreich

Juda untergegangen war und Babylonien erobert worden war, hat seinen Tempel verloren. Weil sie

ihren Tempel verloren haben, hatten sie auch keine Möglichkeit mehr, in so einem Tempelkontext Rituale

durchzuführen oder für ihre kultischen Praktiken zu machen, so wie die anderen das irgendwo anders

machten. Aus diesem Grund ist im Alten Testament und in der späteren jüdischen Religion das Wort

Presenters

Prof. Dr. Reettakaisa Sofia Salo Prof. Dr. Reettakaisa Sofia Salo

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

00:21:39 Min

Aufnahmedatum

2024-12-13

Hochgeladen am

2024-12-19 09:39:13

Sprache

de-DE

Im Alten Orient glaubte man, dass Götter und Göttinnen durch Zeichen in der Natur Botschaften übermitteln. So lasen die Menschen zukünftige Ereignisse aus Sternen oder den Eingeweiden von Tieren. Besonders Unregelmäßigkeiten galten als wichtige Vorzeichen. Die drei Weisen im Weihnachtsevangelium könnten auf babylonische Gelehrte anspielen. Damals gab es keine Trennung zwischen Astronomie und Astrologie und viele der Beobachtungen besitzen bis heute noch ihre Gültigkeit.

Was heutzutage als Aberglaube abgestempelt wird, galt damals als Wissenschaft und die Deuter dieser Zeichen bildeten die Elite ihrer Zeit. Prof. Dr. Salo entführt uns in eine Welt zwischen Fakt und Mythen – ein passendes Thema für einen Freitag, den Dreizehnten, im Dezember.

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