Liebe Interessierte, liebe alle, die wissen wollen und auch liebe alle, die rein zufällig
anwesend sind, auch Sie sind ganz, ganz herzlich willkommen. Vielen Dank auch an Frau Kneppe,
an die freundliche Vorstellung und auch für die Einladung hier zu sprechen. Man kriegt als
Wissenschaftlerin allerlei Einladungen zu diversen Events, aber auf einem Weihnachtsmarkt habe ich
noch nie vorgetragen und in meinem zahlreichen Bekanntenkreis, wo ich jetzt ein bisschen
umgefragt habe, habe ich auch sonst keinen Menschen gefunden. Also ist das in meinem
akademischen Dunstkreis eine Premiere in vielen Richtungen. Diesmal war es tatsächlich so, wie
Laura Kneppe schon erzählte, dass das Thema vor dem Termin sozusagen rausgegangen ist. Das
Thema stand schon fest, bevor ich überhaupt gefragt wurde und da musste ich jetzt dann ja
auch überlegen, was kann ich Ihnen und euch über Aberglauben erzählen. Mit Freitag, den 13. kenne
ich mich tatsächlich nicht besonders gut aus, kann Ihnen aber erzählen, dass es ganz definitiv ein
christlicher Aberglaube ist. Der Freitag gilt als Unglücksdag in christlichen Regionen und
Gesellschaften, weil eben laut der Tradition Jesus am Freitag gekreuzigt wurde und zudem Judas,
der Jesus ja verraten hat, der 13. anwesend am Tisch war und dann diese Kombination eben vom Freitag und
der Zahl 13 dann zu einer Unglücksdag wurde. Es gibt auch ein paar modernere Auslegungen, wo man
versucht, Freitag, den 13. mit diversen Börsenstürzen in Verbindung zu bringen, vor allem einem in
Nordamerika, Problemanzeige, dieser Börsensturz war eigentlich am Donnerstag. Nur hat man davon in
Europa erst am Freitag mitbekommen und deswegen ist Freitag, der 13. dann auch damit verbunden.
Diese Vielzahl der Erklärungen sozusagen auch schon zum Freitag, der 13. sagt aber schon auch
etwas ganz Grundlegendes zum Aberglauben aus. Es ist nicht immer so ganz klar, wo es herkommt,
es ist auch mehrdeutig und vor allem auch die ganzen Aberglauben oder verschiedenen Vorstellungen
sind nicht kulturübergreifend. In diesem Fall eben haben wir mit einem christlich geprägten Unglauben zu
tun, aber woanders gibt es ganz andere Sachen. Freitag gilt nicht in allen Gegenden als ein schlechter
Tag, schon ist zum Beispiel im Judentum Freitag auch positiv besetzt, weil im jüdischen Denken
die Wochentage schon am Abend anfangen und der Shabbat als der Ruhetag beginnt dann deswegen
schon am Freitag Abend und wenn dann auch noch ein Vollmond ist, ist das eigentlich eine sehr gute Sache.
Aberglaube ist an sich auch ein Begriff, der negativ besetzt ist und deswegen stellt sich auch immer
die Frage, wer nun eigentlich entscheidet, was Aberglaube ist und was nicht. Es sagt hier auch
nicht ständig jemand, ich bin abergläubisch, es sagt auch kaum jemand, ich bin ein Heretiker
oder ich glaube in eine Irrlehre. Aberglaube genauso wie Heresie oder Irrlehre sind in dem
Sinn oft Fremdbezeichnungen für irgendwas, also jemand anders hat entschieden, dass der Glaube oder
die Praktiken von jemandem anders als Aberglaube zu gelten haben. Und dann komme ich eigentlich zu
meinem eigentlichen Schwerpunkt, womit ich mich besonders auch von meiner Forschung auskenne,
zu solchen Umdeutungen in der Antike. Das gab es nämlich schon ganz früh, dass die anderen
entschieden haben, dass die Vorstellungen von anderen Leuten nicht in Ordnung sind. Sie wissen
ja auch von der Geschichte und auch von diversen anderen Lektüren, dass die Gewinner zum Beispiel
oft diejenigen sind, die entscheiden, wie die Geschichte hinterher nach einem Krieg geschrieben
wird und dann die Stimme der verlorenen Partei eher in Vergessenheit gerät oder gar nicht
gehört wird. Sowas haben wir auch schon im Alten Testament ganz besonders zu sehen, was damit
zusammenhängt, dass das Alte Testament in den späteren Phasen vor allen Dingen von zwei Sachen
ganz besonders geprägt wird. Einerseits von dem Glauben, dass es nur einen einzigen Gott gibt. Der
Glaube daran, dass es einen einzigen Gott gibt, den Monotheismus, der sozusagen ist ein Gedanke,
der das Alte Testament sozusagen durchzieht und deswegen ist ja alles, was mit Polytheismus zu tun
hat, sofort schlecht. Wenn jemand an mehrere Götter glaubt, an mehrere Gottheiten, das wird
dann als schlecht abgestempelt oder in unseren heutigen Begrifflichkeiten jetzt vielleicht auch
als Abergläube. Zudem hat das Judentum bei einem babylonischen Exil, nachdem das Südreich
Juda untergegangen war und Babylonien erobert worden war, hat seinen Tempel verloren. Weil sie
ihren Tempel verloren haben, hatten sie auch keine Möglichkeit mehr, in so einem Tempelkontext Rituale
durchzuführen oder für ihre kultischen Praktiken zu machen, so wie die anderen das irgendwo anders
machten. Aus diesem Grund ist im Alten Testament und in der späteren jüdischen Religion das Wort
Presenters
Prof. Dr. Reettakaisa Sofia Salo
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:21:39 Min
Aufnahmedatum
2024-12-13
Hochgeladen am
2024-12-19 09:39:13
Sprache
de-DE
Im Alten Orient glaubte man, dass Götter und Göttinnen durch Zeichen in der Natur Botschaften übermitteln. So lasen die Menschen zukünftige Ereignisse aus Sternen oder den Eingeweiden von Tieren. Besonders Unregelmäßigkeiten galten als wichtige Vorzeichen. Die drei Weisen im Weihnachtsevangelium könnten auf babylonische Gelehrte anspielen. Damals gab es keine Trennung zwischen Astronomie und Astrologie und viele der Beobachtungen besitzen bis heute noch ihre Gültigkeit.
Was heutzutage als Aberglaube abgestempelt wird, galt damals als Wissenschaft und die Deuter dieser Zeichen bildeten die Elite ihrer Zeit. Prof. Dr. Salo entführt uns in eine Welt zwischen Fakt und Mythen – ein passendes Thema für einen Freitag, den Dreizehnten, im Dezember.